Jahrhundertealte Bäume & Die Ewige Jugend


Überlieferungen erzählen vom wertvollen Olivenöl der alten Olivenbäume. Nur ein Mythos? Können die Früchte alter Bäume tatsächlich wertvoller sein als die von jungen Bäumen? Eine wissenschaftliche Studie, die das Geheimnis der ewigen Jugend einiger Baumarten aufdecken wollte, stolperte über überraschende Ergebnisse...

Foto-Quelle Flickr: tree-species

Perennially young- Für immer jung

Das Geheimnis jahrhundertealter Bäume

In Anbetracht der Existenz etlicher jahrhundertealter Bäume im mediterranen Raum und der mehr als 4.500 Jahre alten Borstenkiefern (bristlecone pines) in den White Mountains in Kalifornien, wollte die Wissenschaftlerin Müller der Universitat Barcelona eine zentrale Frage klären:


„… have these organisms suffered age-associated physiological deterioration, or are they young, potentially immortal individuals?” oder frei übersetzt

 “erleiden diese Organismen mit dem Alter assoziierte physiologische Verschlechterungen, oder sind sie jung, potentiell unsterbliche Individuen (Bäume)?“

Doppelt so viel Vitamin E

Hier Müllers Erkenntnisse in Kurzfassung:


Nach der Wachstumsphase (Jugend) beginnt allmählich die Vergreisung, die mit
  • Reduziertem Wachstum in die Höhe und Blätterwachstum und
  • Verringerter Blütenproduktion (und folglich verringerter Fürchte- und Samenproduktion)
verbunden ist. Bis hier hin sind ihre Ergebnisse übereinstimmend mit denen anderer Forschungsarbeiten.

Müller untersuchte als eine der Ersten die Inhaltsstoffe der Samen/Früchte über die verschiedenen Lebensphasen und kam zu überraschenden Ergebnissen, die sie auch zu dem Titel ihres Papers veranlasste: Perennially young.

Bäume, die schon lange ihre Jugend hinter sich gelassen hatten, hatten
  • zwar weniger aber dafür qualitativ höherwertige Samen/Früchte und damit eine höhere Überlebensfähigkeit ihrer Nachkommen
  • Der Grund für die höhere Qualität der Samen/Früchte lag in einer veränderten Zusammensetzung, nämlich
    • in einem höheren Wert der Salicylsäure und der Jasmonsäure und
    • einem doppelt so hohen Vitamin E –Wert (!)
Die Samen und Früchte eines alten Baumes sind aus ernährungsphysiologischer Sicht wertvoller als die gleichen Samen und Früchte des jungen Baumes.
Hintergrund-Information: Nur Pflanzen sind fähig Vitamin E zu produzieren. Pflanzen bilden Vitamin E zum eigenen Schutz gegen freie Radikale, indem sie Vitamin E in der Zellmembran einlagern. Es zählt zu den wichtigsten Antioxidantien, die eine Zellschutzwirkung haben. Über die Nahrungskette gelangt Vitamin E in den tierischen und menschlichen Organismus.

Mythos: Das wertvolle Olivenöl der alten Bäume?

Diese erst im Jahr 2013 im Journal of Experimental Botany veröffentlichte Studie von Maren Müller hat unverhofft den ersten Beweis erbracht, dass die Früchte eines alten Baumes in Bezug auf seine Inhaltsstoffe doppelt so reichhaltig sind wie die eines jungen Baumes.

Es gibt Überlieferungen, die vom wertvollen Olivenöl der alten Olivenbäume erzählen und das Alter der Bäume als den Garant für Qualität nennen. Auch wenn vor hunderten Jahren niemand den Vitamin E-Gehalt messen konnte, hat die Gabe der Beobachtung ausgereicht um Qualitätsunterschiede und den Nutzen für die Gesundheit zu erkennen. Was die meisten von uns im besten Fall als mythische Überlieferung abtun würden, wird zur eigenen Überraschung der Wissenschaft nun bestätigt. Die Forschungen in diesem Bereich stehen noch ganz am Anfang und wir können gespannt sein, was an Mythen noch bestätigt wird.

Heute ist mit 25 Jahren der Hochpunkt im Leben erreicht

Der Löwenanteil des Olivenöls auf dem Markt kommt aus dem intensiven Anbau, wo schnell wachsende Olivenbaumsorten angebaut werden und alle 25 Jahre ausgerissen werden um durch neue Setzlinge ersetzt zu werden. Grund für die „Altersbegrenzung“ von etwa 25 Jahre, ist die zurückgehende Ertragskraft der Olivenbäume. Ab etwa 25 Jahren verringert sich die Blüten- und damit Olivenproduktion des Baumes. Pro Olivenbaum würde weniger Olivenöl gepresst werden, was in der Massenproduktion wirtschaftlich nicht vertretbar ist. Daher werden Sie im (Bio-) Supermarkt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur Olivenöl von jungen Bäumen finden.

In der Wildnis oder im traditionellen Anbau können Olivenbäume Jahrhunderte alt werden. Sie werden mit dem Alter knorriger, verdrehter und beanspruchen mehr Platz für ihre immer ausladenderen Äste. Wir von Perle Noire fallen auch hier aus dem Raster, denn die Chemlali Oliven für das Perle Noire Olivenöl stammen von Bäumen, die 1880 von der Familie Gargouri gepflanzt wurden. Damit haben unsere Chemlali Olivenbäume bereits ein stolzes Alter von fast 135 Jahren.


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Quellen:
M. Müller, et al., Perennially young: seed production and quality in controlled and natural populations of Cistus albidus revea compensatory mechanisms that prevent senescence in terms of seed yield and viability. Journal of Experimental Botany, November 2013

Pietrzik K. , Golly I., Loew D. (2008)Handbuch Vitamine. Für Prophylaxe, Beratung und Therapie. 1 Auflage.

WWF & BirdLife International. Die EU-Politik für den Olivenanbau. Nachhaltigkeit: ungenügend.

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